sabato 2 febbraio 2019

Venediger Märchen der Liebe und der Barmherzigkeit (9).



Venediger Märchen der Liebe und der Barmherzigkeit (9)

Es war Winter in Venedig und der Himmel zeigte wundervolle perlmutterne und rosafarbene Nuancen. Diese Farben wurden im Wasser zwischen den Gondeln reflektiert und leuchteten dann auf, wenn die Sonne unterging. Die Prinzessin saß traurig in der Nähe der Seufzerbrücke und dachte nach. Sie könnte ihren schönen Prinzen nicht mehr kontaktieren. Das letzte Mal, als sie bei Beginn des Winters versucht hatte, mit ihm mitzusprechen, hatte er brüsk geantwortet, dass er keinen Kontakt mehr mit ihr wollte. Und sie hatte gehorcht.
Seitdem hatte die Prinzessin lange nachgedacht. Sie erkannte, dass sein Verhalten zu viele Widersprüche aufwies. Einmal begrüßte er sie mit einem schönen Lächeln, einmal beschuldigte er sie, weil er gezwungen wurde, sie nicht zu begrüßen. Bald mochte er ihre Liebenswürdigkeiten, bald lehnte er sie ab. Jetzt versuchte er, sich ihr zu nähern, dann schickte er sie weg; und das durfte auch in wenigen Minuten passieren. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass sie mit verschiedenen Personen zu tun hatte. Aber das war immer er, ihr wunderbarer Prinz; und er war eins und derselbe.


Endlich verstand sie. Der Prinz war aussenordentlich intelligent; deswegens, war er auch ungewöhnlich feinfühlig, mehr als die anderen. Er war sehr stark, aber er konnte mehr leiden. Die Prinzessin verstand, dass er aufgrund vergangener Traumata viel gelitten hatte. Denn, nach einem großen Trauma, kann sich selbst eine Person, eine gesunde Person, unterschiedlich wahrnehmen, so dass ihr Bewusstsein fragmentiert erscheint. Sie ist immer ein einzelner Mensch, aber das Leiden darf es wie einen gesprungenen Spiegel zerbrechen, der aber mit einem festen Rahmen verbunden bleibt. Wenn wir etwas Unerträgliches erleiden, können wir tatsächlich eine Trance erleben  und unser Bewusstsein lockern: wie wenn wir müde sind und nicht genau erkennen, was wir tun, und dann vergessen wir es. Deswegens bleibt das Trauma im Inneren vergraben - das ist eine gute Verteidigung, weil es die bewusste Person noch nicht ertragen kann. Das Trauma bleibt versteckt, wie ein geheime Buch in einer Schublade; aber es kann jedoch wieder auftreten, wenn die Person auf etwas Ähnliches stößt. Die Prinzessin verstand, dass sie wahrscheinlich ihren Prinzen an sein Leiden erinnerte. Sie schauderte, weil sie ihn so sehr liebte und ihren Prinzen absolut nicht leiden lassen wollte; aber er fühlte so. Sie tauchte ihre Hand im Wasser ein und die Kreise, die sich bildeten, lösten ihr schönes Spiegelbild auf. Aber dieses Bild erschien sofort noch wieder, schöner als zuvor.


Denn die Prinzessin fing an, diese Form des Leidens zu studieren - sie hatte ein 500 - seitiges Buch gekauft! - und vielleicht (vielleicht) fiel alles zusammen - endlich. Als der Prinz ihr gesagt hatte, sie solle sich nicht mehr mit ihm in Verbindung setzen, wahrscheinlich war seine verletzte Seite plötzlich in ihm aufgetaucht. Entweder der Prinz konnte sie nicht zurückhalten, oder er war davon nur vage bewusst, weil er sich verteidigend und unbewusst von einer sehr schwierigen Situation abwandte; er hatte jedoch keine, keine Schuld daran. Und seine verletzte Seite verhielt sich defensiv - natürlich. Konnte es so sein? Vor ihr, der Prinzessin, erlebte der Prinz immer noch das ursprüngliche Trauma, obwohl sich alles geändert hatte und er frei war. Seine verletzte Seite wollte ihn so verteidigen, und denn sie schickte sie weg: sie spontan fürchtete, dass ihn die Prinzessin immer noch verletzen würde. Das war mehrmals passiert, wenn der Prinz unter Stress war, obwohl ihr er nähern wollte; und es war nur eine veständliche Verteidigungsreaktion. War es so?


Natürlich war es ein Problem: und der Prinz lied entsetzlich. Wenn dies passierte, musste er erschreckt werden, da er entdeckte, dass er etwas nicht sehr bewusst getan hatte, etwas das die anderen tadelten. Aber es darf passieren, obwohl wenn ein Mensch ganz gesund ist; und es gab nur einen Weg, um zu heilen: er brauchte Verständnis, Mitgefühl, Barmherzigkeit. Er brauchte voll akzeptiert zu werden. Wenn es so war, dachte die Prinzessin, musste sie ihn noch mehr lieben und akzeptieren, in seiner Vollständigkeit, ihn und seine verletzte Seite. Sie freute sich, dass sich ihr die verletzte Seite offenbar gemacht hatte, da sie sich natürlich verstecken wollte. Die Prinzessin empfand es als ein Privileg. Sie schätzte, was die verletzte Seite tat, um ihren Prinzen zu verteidigen (aber es war immer nur er!): und sie fing an, diese Seite von ihm "den Verteidiger" zu nennen.


Der Verteidiger war stark! Es war ihm gelungen, sie wegzuschicken! Natürlich brauchte seine Aktion respektvoll korrigiert zu werden - der Verteidiger war, ihrer Meinung nach, etwas übereifrig geworden. Er hatte die Prinzessin weggeschickt, ohne sich zu fragen, was der Rest der Persönlichkeit des Prinzen wollte; und er hatte sie drastisch - aber wolherzogen - behandelt. Der Verteidiger hatte die Prinzessin sogar beschuldigt, den Prinzen zu verfolgen (...). Er war auch etwa zu streng. Da er immer noch im Trauma und im Notfall lebte, benahm er sich wie alle traumatisierten Menschen, die glauben, dass sie sich nur an die Entbehrungen gewöhnen sollen. Er "bestrafte" den Prinzen, wenn er ein Bedürfnis nach Süße und Zärtlichkeit zeigte. So vermutete die Prinzessin, dass der Verteidiger sofort auftauchte, wenn sie mit dem Prinzen zärtlich war - wenn sie ihm zärtliche Karten schickte oder Kekse für ihn kochte. Aber Zärtlichkeit zu brauchen ist normal - vielleicht hatte der Verteidiger Angst, verletzlich zu sein? Es ist aber auch normal, verletzlich zu sein. Vielleicht verhielt sich der Verteidiger ein wenig wie Rosso Malpelo, das Kind von Giovanni Vergas Geschichte, der seinen Freund Ranocchio misshandelte, um ihn an Misshandlungen zu gewöhnen. Man konnte ihn verstehen.


Aber es gab viel, viel Gutes im Verteidiger zu behalten. Wenn der Verteidiger etwa exzessiv war, passierte es, weil er noch in der Zeit vom Trauma lebte. Er versuchte die Stärke, die Energie, die Strenge vom Prinzen auszudrücken: was der Mann zu verbergen pflegte, weil er sehr gut war und oft meinte, mit allen sehr gut zu sein. Der Prinz hatte der Prinzessin einmal gesagt, nichts gegen sie zu haben: und es stimmte wirklich. Das war nur eine Verteidigungsmethode. Der Verteidiger ließ sie an die alten, edlen Ritter des "Heiligen Deutschland", des alten Reiches, denken; die Ritter mit Lanze und Schwert, die die Waisen und Witwen beschützten und nach edlen Idealen lebten. Der Verteidiger hatte daher das uneingeschränkte Recht, gehört zu werden, das Leiden des Prinzen zum Ausdruck zu bringen und ihn zu verteidigen; er hatte das fülle Recht akzeptiert zu werden. Er brauchte auch in Harmonie mit dem Rest der Persönlichkeit des Prinzen zu leben.


Nun, da die Prinzessin glaubte zu verstehen, wollte sie reparieren: und so viel wie möglich reparieren. Tatsächlich hatte sie mit dem Prinzen viele Fehler gemacht, eben weil sie es nicht wissen konnte. Sie hätte gerne ihn um Vergebung gebeten, weil sie sein Verhalten falsch interpretiert hatte; Vergebung, weil sie manchmal wütend geworden war, wenn es der Prinz absolut nicht verdiente; Vergebung, weil sie ihn einem übermässigen Stress ausgesetzt hatte, als sie ihm zu nähern versuchte; sie wollte ihn um Vergebung bitten, weil sie nicht bei ihm im Stillen gewesen war, wie er brauchte. Jetzt, als sie verstehen glaubte, war das Wichtigste ihm die beste Sicherheit zu garantieren - unten werden wir erklären, wie. Sie wollte schon aus der Ferne mit ihm zusammen sein, dieses Leiden mit ihm bekämpfen, einfühlsam und mitfühlend sein, wie er verdiente: mit ihm zu fühlen ...Konnte er aus der Ferne die Stärke ihrer Liebe fühlen? Mit ihm sein...Mitfühlen...


So war seine Heilung möglich. Sie konnte aus Barmherzigkeit kommen. Es ging darum, dem Prinzen zu helfen, Harmonie in sich selbst wieder herzustellen: könnte er lernen, alle seine Seiten wieder anzunehmen? Könnte er wieder lernen, das zu akzeptieren, was er selbst für mangelhaft hielt, aber tatsächlich großen Reichtum verbarg? Ein Mensch ist wie ein Prisma: durch es geht das Licht Gottes hindurch. Es scheint in vielen verschiedenen Farben, aber es ist immer derselbe Lichtstrahl. Vielleicht ist eine Seite des Prismas etwas rissig, aber man kann sie reparieren und die Farben sind wunderbar. Der Prinz war wunderbar, in allen seinen Seiten. Die Barmherzigkeit bringt die Versöhnung, die innere und die aussere Versöhnung, und das ist das Geschenk Christi:

Wir bitten dich von Christi Seite: Lass dich mit Gott versöhnen....In der Tat sagt Gott: in der Stunde meiner Barmherzigkeit habe Ich dir zugehört, am Tag der Erlösung bin Ich gekommen, um dir zu helfen. Siehe, dies ist die Stunde der Barmherzigkeit Gottes, dies ist der Tag der Erlösung (2Kor 6,5-6).


Wenige Regeln, um die Sicherheit und Gelassenheit des Prinzen zu gewährleisten:
Wenn der Prinz die Prinzessin trifft und sie ihn ignoriert, tut sie dies nur, um ihm Stress zu vermeiden. Sie liebt ihn immer, liebt ihn sehr und freut sich, ihn zu sehen. Sie akzeptiert ihn so, wie er ist, steht zu seiner Verfügung und auch zu jeder Seite - auch der am meisten verwundeten. Sie möchte auf ihn hören und mit ihm fühlen. Wenn er will, kann er sie, wie es ihm passend erscheint, heimlich oder offener ansprechen, und sie wird ihn immer mit Süße und Diskretion behandeln; aber aus Respekt und Vorsicht kann sie nicht die Initiative ergreifen. Aber der Prinz kann es machen, wenn er unter seinen verschiedenen Bedürfnissen eine bessere Harmonie in sich erreichen kann - mindestens ein bisschen. Er ist ein verantwortungsbewusster Erwachsener und kann die Situation sorgfältig angehen. Wenn der Verteidiger erscheint, alles in Ordnung, solange der Verteidiger die Prinzessin respektvoll behandelt.


Der Verteidiger tut jedoch gut daran, gewisse Verteidigungsgrenzen festzulegen - beispielsweise gegen die Briefe zu protestieren. Es ist gut zu warnen, was den Prinzen stören kann. Wenn er keine Kontakte will, muss die Prinzessin das respektieren, aber sie hofft, dass er versteht, wie sie den Prinzen liebt: sie will sein Wohl und will mit dem Verteidiger zusammenarbeiten, um ihn zu schützen. Vielleicht wird er seine Entscheidung im Hinblick auf den Rest der Prinzpersönlichkeit verändern können. Allerdings eine Bemerkung: vielleicht geht die Verteidiger nicht so sehr gegen sie vor, als befürchtet er, dass andere Leute sie und den Prinzen zusammen sehen. Darf es richtig sein? In Wirklichkeit gelingt es dem Prinzen, den Verteidiger viel zu halten; aber er kann nur mit dieser Seite seiner selbst in Einklang kommen, indem er sie mit Mitgefühl annimmt, wie es die Prinzessin tut. Am besten wäre es, ein "Team" zu sein und zum Wohle des Prinzen zusammenzuarbeiten.

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